Hausaufgaben ohne Stress – Zuhause besser lernen

„Schule könnte so schön sein – gäbe es das leidige Thema Hausaufgaben nicht!“ In diesem Stoßseufzer finden sich viele wieder: Schüler, Eltern – und sogar manche Lehrer. Denn Hausaufgaben sind oft mit erheblichem Stress verbunden. Ein erhebliches Maß dieses Stresses lässt sich jedoch vermeiden.

Dabei gibt es Tricks, um dem Thema Hausaufgaben das Schreckenspotential zu nehmen. Denn oft sind es viele kleine Ursachen, die zusammengenommen dem Kind die Motivation und den Elan nehmen. Eltern, die sich regelmäßig einem richtiggehenden Kampf um die Schulaufgaben ausgesetzt sehen, sollten vor allem Ruhe bewahren. Ein optimales Lernumfeld, Gelassenheit und Konsequenz helfen, das häusliche Lernen so „normal und alltäglich“ werden zu lassen, wie das abendliche Zähne putzen.

10 Tipps Hausaufgaben mit Spaß:

  1. Vermitteln Sie eine positive Einstellung gegenüber dem Lernen
  2. Hausaufgaben sind der Job des Kindes!
  3. Den richtigen Zeitpunkt zum Lernen wählen
  4. Eine gute Lernatmosphäre schaffen
  5. Selbstorganisation lernen – kleine Tricks helfen dabei
  6. Den Anfang finden, um schneller zum Ziel zu kommen
  7. Die elterliche Rolle finden
  8. Elterliches Interesse ist wichtig, die Maßstäbe setzen jedoch die Lehrer
  9. Wenn Hausaufgaben ewig dauern: Zeitfresser finden
  10. Starke Hausaufgaben-und Lern Probleme ernst nehme

1. Vermitteln Sie eine positive Einstellung gegenüber dem Lernen: Lernen macht Spaß

Bei der Einschulung freuen sich noch alle Kinder auf die Schule und das Lernen. Nach einigen Schuljahren nimmt der Prozentsatz der Gerne-Lerner dann jedoch leider ab. Um so wichtiger ist es, dass Eltern von Anfang an ihren Kindern eine positive Grundhaltung gegenüber dem Lernen vermitteln. Besetzen Sie das Thema nicht negativ: Statt zu sagen „Du musst noch Hausaufgaben machen“, formulieren Sie lieber „Wann möchtest Du deine Schulaufgaben machen?“.

Übrigens, allzu oft besetzen Erwachsene unbemerkt auch das Thema „Arbeit“ negativ: „Ich muss leider ins Büro“, „Da muss ich leider arbeiten“, „Papa/Mama muss noch arbeiten“. Versuchen Sie öfter einmal zu zeigen, dass es ein gutes Gefühl ist, etwas zu erarbeiten: „Ich brauche heute länger, weil ich etwas fertigstellen möchte“ oder „Ich bin richtig stolz darauf, was ich in den letzten Tagen geschafft habe“.

Machen Sie dem Kind klar, dass Hausaufgaben keine Strafarbeiten sind, sondern Hilfestellungen für Schüler und Lehrer bieten. Der Sinn liegt darin, dass Schulkinder lernen sich selbst zu organisieren. Sie bieten dem Schüler die Chance, sich selbst zu überprüfen, wie gut er den vermittelten Stoff beherrscht bzw. wo eventuelle Verständnislücken geschlossen werden müssen, bevor sich diese zu einer Stolperfalle für das weitere Lernen auswirken. Für die Lehrer bieten die von den Schülern allein erstellten Lösungen zudem wichtige Anhaltspunkte zum Entwicklungsstand des einzelnen Schülers sowie zum Lernstand der gesamten Klasse.

2. Hausaufgaben sind der Job des Kindes!

Eltern fühlen sich oft sehr stark verantwortlich dafür, dass ihre Kinder die Hausaufgaben pünktlich und perfekt erledigen. Die Folge ist häufig, dass sie sich „dahinter klemmen“, die Kinder erinnern oder mahnen, die Schulaufgaben zu machen, zu lernen und die Erledigung komplett begleiten oder kontrollieren. In den Augen der Schüler wird der Themenkomplex Hausaufgaben damit aber zur Sache der Eltern. Die Folge ist, dass Kinder keine eigene Verantwortung für dieses “Eltern-Ding“ empfinden.

Machen Sie darum ganz klar: Die Hausaufgaben gehören zu den Pflichten eines Schülers und sind nicht Sache der Eltern. Das Motto muss sein: „Ich unterstütze Dich gern, aber es ist Dein Job !“

3. Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt zum Lernen

Schultage sind ganz schön anstrengend! Viele Schulkinder benötigen nach dem Trubel in der Schule erst einmal eine gewisse Zeit zum „Herunterkommen“. Gleich nach dem Heimkommen die Hausaufgaben zu beginnen, ist oft keine gute Idee. Lassen Sie das Kind erst einmal „ankommen“. Indem es vom Schultag erzählt, kann es das in der Schule Erlebte sortieren und seine Aufregung ablegen. Achten Sie darauf, dass es etwas isst sowie– ganz wichtig! – ausreichend trinkt. Denn viele Schüler trinken in der Schule nicht ausreichend, die Folge sind verstärkte Müdigkeit, Stimmungstiefs und Gereiztheit.

Lassen Sie Ihr Kind (mit)entscheiden, wann es die Hausaufgaben machen will, und finden Sie zusammen möglichst einen festen Zeitraum am Nachmittag, in dem die Aufgaben erledigt werden. Dadurch werden Hausaufgaben in die Tagesroutine einbezogen. Denken Sie auch dabei daran, positiv zu formulieren, statt „Du musst vorher“ beispielsweise „Wenn du es vorher machst, brauchst Du nachher nicht mehr ständig auf die Uhr zu schielen“.

4. Eine gute Lernatmosphäre schaffen

Sofie lernt mit Spaß zuhause

Zwischen Legosteinen und dem Bücherregal, auf dem Teppich liegend oder am Küchentisch neben dem malenden Geschwisterkind – so kann kein Schulkind lernen, sich zu konzentrieren. Wer etwas leisten soll, benötigt eine gute Lernatmosphäre. Fernseher, CD-Player und Spielecomputer gehören außer Reichweite gepackt. Der eigene, sinnvoll eingerichtete Arbeitsbereich hilft Kindern dabei, die Hausaufgaben-Routine zu festigen und unterstützt das Schulkind darin, den eigenen Rhythmus und Lernmethoden zu entwickeln.

Moll Schreibtisch Champion

Investieren Sie für den Lernplatz in ergonomisch und durchdachte Möbel: Wer unbequem und verspannt sitzt, kann nicht unbeschwert denken, weil die Wirbelsäule erheblich belastet ist. In unserem Video Hausaufgaben ohne Stress erklären wir wie ein geeigneter Lernplatz aussieht.

5. Selbstorganisation lernen – kleine Tricks helfen dabei

Eines der wichtigsten Lernziele von Hausaufgaben ist, dass die Schüler lernen, sich selbst zu organisieren und individuelle Lerntechniken zu entwickeln. Achten Sie darum auf eine gewisse Ordnung am Schreibtisch und bei den Materialien. Eine Farbcodierung hilft, Überblick über die Unterlagen der verschiedenen Fächer zu behalten. Viele Schulen geben hierfür sogar einen Farbcode vor. Wenn Bücher und Hefte einheitlich farbig eingeschlagen werden, stellt sich fast von allein eine Ordnung bei den Materialien ein. Stifte und sonstige Schreibgeräte können mit farbigen „Washi-Tapes“ markiert werden: Solcherart markierte Utensilien fallen im Haushalt sofort auf, wenn sie herumliegen und finden somit umgehend zurück ins Mäppchen.

Um den Überblick über die Hausaufgaben zu behalten, können schon Erstklässler damit beginnen, ein Aufgabenheft zu führen. Solange sie noch nicht schreiben können, wird einfach die Farbe des Faches eingemalt, in dem etwas aufgegeben wurde! Etwas später schon kann dann die Seitenzahl „dazugemalt“ werden. So werden Schulkinder von Anfang an daran gewöhnt, die Aufgaben zentral zu notieren.

Ältere Schüler erhalten von der Schule oft Wochenpläne mit einem Gesamtpensum für die ganze Woche. Es kann aber auch sinnvoll sein, sich seinen eigenen Hausaufgabenplan zu erstellen. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn öfter Arbeitsaufträge über mehrere Tage aufgegeben werden und wenn zur Erledigung derselben nicht jeder Nachmittag zur Verfügung steht, etwa wegen Vereins- oder sonstigen Terminen. Dann hilft der eigene Wochenplan, die Übersicht über alle Fächer und die einzelnen Fälligkeiten zu behalten. Bereits erledigte Aufgaben werden im Plan abgehakt. Das gibt ein Erfolgserlebnis, und nebenbei wird so auch keine Aufgabe vergessen.

6. Den Anfang finden, um schneller zum Ziel zu kommen

Schulkinder und Autoren kennen das Problem: Wie anfangen? War der Kopf eben noch mitten im Spiel oder mit dem Wälzen wichtiger Probleme beschäftigt, wie „Wohin ist Louis heute in der Pause mit Lena verschwunden?“, soll er jetzt auf Knopfdruck umschwenken und lateinische Verben konjugieren. Da stellt sich gern erst einmal Ratlosigkeit ein.

Auch gegen die Blockade vor dem „leeren Papier“ helfen vor allem gewohnte Start-Routinen: Während erst einmal das Arbeitsmaterial zurechtgelegt und ein Glas Wasser bereitgestellt wird, hat der Kopf Zeit, sich von der Spielsituation oder „Louis & Lena“ zu verabschieden und sich auf das Lernen einzustellen. Auch der Blick in den (persönlichen) Aufgabenplan hilft dabei, die Gedanken zu sortieren. Ist dann das Heft aufgeschlagen oder liegt der Arbeitsbogen bereit, wird als erstes das Datum und die Aufgaben-Nummer bzw. der Name etc. notiert. Dafür muss man nicht groß grübeln und kommt so leichter „ins Schreiben“.

7. Die elterliche Rolle finden

Generell sollten Schüler die Hausaufgaben allein machen. Und dies gilt auch bereits für die „I-Dötzchen“. Aber gerade die Kleinen rufen oft nach Hilfestellungen und haben schon eine Fülle von Tricks auf Lager, um die Eltern geradewegs in die Hausaufgaben „hineinzuziehen“. Oft endet dies damit, dass Eltern als eine Art Hilfslehrer den vorliegenden Lehrstoff erklären oder gar Lösungen vorgeben.

Achten Sie daher darauf, nicht in diese Falle zu tappen: Wenn das Kind um Rat fragt, lassen sie es selbst das Problem – und auch seine Ideen und Lösungsansätze erklären. Oft platzt beim Erzählen der gedankliche „Knoten“ von ganz allein. Klappt dies nicht, versuchen Sie Ihr Kind durch Fragen so zu lenken, dass es eigene Lösungsansätze findet, anstatt ihm selbst Lösungswege oder gar Ergebnisse „vorzusagen“. Denn jeder Mensch lernt anders. Und nur wenn ein Schüler seinen eigenen Zugang zum Lernstoff findet, kann er das Gelernte auch wirklich gut behalten und gefundene Lösungen später auch auf andere Probleme übertragen – ein wichtige Fähigkeit für das ganze Leben!

8. Elterliches Interesse zeigen und loben

Wer eine Aufgabe erledigt hat, darf auch stolz auf das Geleistete sein! Wie enttäuschend wirkt es da, wenn die Eltern gar kein Interesse zeigen. Dann kann das Kind leicht das Gefühl bekommen, die Hausaufgaben wären „nur für die Lehrer“ gemacht. Zeigen Sie darum Interesse an dem, was Ihr Kind produziert hat. Elterliches Lob motiviert auch bei den Hausaufgaben.

Achten Sie darauf, nicht am Erarbeiteten herumzukritteln: Gerade bei Schulkindern der untersten Klassen sind die Erwartungen der Eltern oft viel höher als die von Schule und Lehrern. Bewerten Sie darum das Geleistete nicht nach eigenen Maßstäben, denn zu hohe Ansprüche sind für Ihr Kind enorm demotivierend. Wenn Sie im Zweifel sind, ob die Leistungen ausreichen, fragen Sie in der Schule nach. Bei Schulanfängern wird zudem die Rechtschreibung oft bis in die zweite Klasse hinein bewusst ignoriert. Auch hier sollten Sie nicht eigenmächtig anfangen zu korrigieren und dadurch Ihr Kind womöglich frustrieren. Ermutigen Sie es stattdessen lieber dazu, selbst sein Geschriebenes mit den Vorlagen zu vergleichen und als „Rechtschreibdetektiv“ Fehler aufzuspüren. Diese Fähigkeit, Möglichkeiten zur Selbstkontrolle zu finden und zu nutzen, wird schließlich später in der Oberstufe von den Schülern erwartet.

9. Wenn Hausaufgaben ewig dauern: Zeitfresser finden

Braucht ein Kind trotz eigenem Lernplatz und guter Lernatmosphäre regelmäßig zu lange für die Hausaufgaben, dann kann es sinnvoll sein, zusammen auf die Suche nach den „Zeitfressern“ zu gehen. Dabei hilft eine Checkliste, wie sie die Schülerhilfe in ihrer Broschüre anbietet1 und die mögliche Ursachen für Konzentrationsschwierigkeiten abfragt: Gibt es zu viele Störungen durch neugierige (kleine) Geschwister? Abhilfe kann eine gezielte Beschäftigung der „Störenfriede“ durch die Eltern bringen, um sie so vom Schulkind fernzuhalten. Verzettelt sich das Kind in zu vielen Aufgaben? Dann sollte die Selbstorganisation verbessert und die Aufgabenplanung klarer strukturiert werden. Lenken Radio oder Handy, TV oder Spielgeräte zu sehr ab? Wenn eine klare Absprache zum Abschalten der Geräte nicht hilft, sollten sie für die Zeit der Hausaufgaben aus dem Zimmer verbannt werden. Und eine optische Abtrennung des Lern- vom Spielbereich im Kinderzimmer – beispielsweise durch Zimmerpflanzen sorgt für eine konzentrationsfördernde Abschottung des Schreibtisches.

10. Starke Probleme beim Lernen ernst nehmen

Wenn ein Kind anhaltend große Probleme mit dem Erledigen seiner Hausaufgaben hat, besonders stark blockiert scheint oder schon bei der Erwähnung die Fassung verliert oder sich verweigert, sollten Eltern dies ernst nehmen. Steckt dahinter eventuell eine echte Überforderung? Im gleichen Maße demotivierend und frustrierend kann auch eine Unterforderung des Kindes wirken. Beides kann sich auf Dauer fatal auf das Selbstwertgefühl des Schulkindes auswirken, und zu einem regelrechten „Schulfrust“ oder gar Schulangst führen. Auch Probleme auf der sozialen Ebene, etwa wenn sich ein Schüler oder eine Schülerin im Klassenverband nicht wohlfühlt, können dazu führen, dass er oder sie alles, was mit dem Thema Schule verbunden wird, mit negativen Gefühlen reagiert.

Manchmal steckt hinter einen großen kindlichen Theater um die Schularbeiten auch einfach nur die Lust an elterlicher Zuwendung. Denn wenn Mutter oder Vater zum Hilfslehrer werden, erfährt das Kind eine Menge ungeteilter Aufmerksamkeit. Ist der „Kampf“ um die Aufgaben nur ein Mittel, um mehr Zeit mit den Eltern zu verbringen, treffen Sie eine Verabredung: „Wenn Du jetzt Deine Aufgaben selbstständig erledigst, kann ich diese Zeit nutzen, um meine Sachen fertig zu machen. So haben wir hinterher noch zusammen Zeit für…!“ Machen Sie dabei gezielt reizvolle Angebote für die gewonnene Zeit, insbesondere auch solche mit „Kuschelfaktor“ wie Vorlesen auf dem Sofa o.ä. Denn wer etwas geschafft hat, darf sich auch belohnen (lassen).

Hausaufgaben am eigenen Lernplatz

In vielen Familien werden die Schulaufgaben am Küchentisch oder im Wohnzimmer gemacht, sogar, wenn ein eigener Schreibtisch im Kinderzimmer vorhanden ist. Auch wenn dies auf den ersten Blick pragmatisch erscheint – gerade kleine Schulkinder suchen den Elternkontakt und die Eltern möchten sehen, was das Kind tut – hierin liegt oft bereits der Kern des Stress-Problems. Denn am Küchentisch ist zu viel Ablenkung vorhanden, die verhindert, dass sich das Kind auf sich selbst und seine Arbeit konzentrieren kann. Neben der Wahrnehmung dessen, was die Eltern in der gleichen Zeit tun, bringen oft auch die Geschwister weitere Unruhe hinzu. Die Folge: Die Hausarbeiten eines Kindes belasten Alltag und Stimmung einer ganzen Familie.

Kinderschreibtisch Erklärvideo

Hausaufgaben ohne Stress sind nur am eigenen Lernplatz möglich

Spaß am Lernen funktioniert nur in einer entspannten Situation. Dazu gehört Ruhe und die Möglichkeit, den eigenen Rhythmus zu finden. Von Anfang an sollten Schüler daher daran gewöhnt werden, ihre Hausaufgaben an einem eigenen Kinderschreibtisch zu erledigen. Und nicht nur das: Sie sollten auch so eigenständig wie möglich erledigt werden. Wenn elterliche Unterstützung benötigt wird, so sollten die Erwachsenen nur jeweils ganz gezielt hinzukommen, um Hilfe zu geben, aber keinesfalls die ganze Zeit neben dem Kind sitzen bleiben.

Denn die ständige Anwesenheit von Mutter oder Vater macht Kinder oft innerlich unruhig. Die (unbewusst wahrgenommenen) Erwartungshaltungen der Erwachsenen verhindert, dass sich das Kind voll auf seine eigenen Gedanken und Lösungsansätze konzentrieren kann. Die Folge ist eine Anspannung, die nicht nur die Konzentration (zer)stört, sondern sich auf den ganzen Körper übertragen kann.

Optimales Licht, Ruhe und ergonomische Möbel sorgen für eine entspannte Lernatmosphäre

Störende Anspannungen entstehenden auch durch einen unbequemen oder unpraktisch eingerichteten Lernplatz: Wenn sich die Augen wegen einer mangelhaften Beleuchtung anstrengen müssen, wenn die Füße in der Luft baumeln oder der Rücken gekrümmt werden muss, dann bedeutet dies für einen Körper im Wachstum einen erheblichen Stress.

Sofie macht Hausaufgaben
Sofie lernt Zuhause – Hausaufgaben

Daher lohnt sich die Investition in ergonomische Möbel doppelt: Sie wachsen mit und begleiten so die gesamte Schulzeit der Kinder – viele Jahre, in denen sie nicht nur helfen, den alltäglichen Hausaufgaben-Stress abzubauen, sondern auch den kindlichen Körper optimal vor Haltungsschäden schützen.

Denn das Sitzen ist generell eine der ungünstigsten Haltungen für den Rücken. Beim Sitzen mit rundem Rücken werden die Wirbelkörper einseitig stark belastet, was insbesondere in der Wachstumsphase zu Fehlbildungen in der Wirbelsäule führen kann. Tatsächlich gaben bei einer Studie des Robert-Koch-Institutes 18% aller 11- bis 13-Jährigen und sogar 44% der 14- bis 17-Jährigen an, öfter Rückenschmerzen zu haben.1 Kein Wunder, denn bereits zehnjährige Schüler verbringen unter der Woche heute bis zu 10 Stunden des Tages sitzend2, davon einen großen Teil in der Schule auf meist eher unbequemen und schlecht passenden Sitzmöbeln.

Für einen ergonomischen Arbeitsplatz bilden Stuhl und Kinderschreibtisch eine Einheit. Dies muss nicht immer bedeuten, dass beides aus der selben Produktreihe stammt. Wichtiger als eine einheitliche Marke bei Schreibtisch und Kinderschreibtischstuhl ist, dass beides optimal zueinander – und zum Schulkind – passt. Dazu gehört, dass beide Elemente höhenverstellbar sind, und sich so auch an die sich verändernde Größe des Kindes anpassen lassen. Beim Drehstuhl sollte neben der Sitzhöhe auch die Sitztiefe einstellbar sein, die Rückenlehne ist flexibel und liegt dadurch dem Rücken in jeder Sitzposition an. Damit Kinder ihren Bewegungsdrang beim Arbeiten „unbewusst“ ausleben können, sollte möglichst auch die Sitzfläche beweglich sein. Bewegung beim Lernen, den Hausaufgaben hilft dem Kind bei der Konzentration, während eine erzwungen starre Sitzhaltung eher „zappelig“ und unruhig macht.

Störende Anspannungen entstehenden auch durch einen unbequemen oder unpraktisch eingerichteten Lernplatz: Wenn sich die Augen wegen einer mangelhaften Beleuchtung anstrengen müssen, wenn die Füße in der Luft baumeln oder der Rücken gekrümmt werden muss, dann bedeutet dies für einen Körper im Wachstum einen erheblichen Stress. Daher lohnt sich die Investition in ergonomische Möbel doppelt: Sie wachsen mit und begleiten so die gesamte Schulzeit der Kinder – viele Jahre, in denen sie nicht nur helfen, den alltäglichen Schulaufgaben-Stress abzubauen, sondern auch den kindlichen Körper optimal vor Haltungsschäden schützen.

Der Schreibtisch passt zum Stuhl, nicht umgekehrtstiftereihe_angespitzt

Die Tischhöhe wird im zweiten Schritt an die richtige Sitzhöhe angepasst – und nicht andersherum. Denn das Kind muss optimal aufrecht sitzen können und die Füße müssen den Boden erreichen. Nichts ist unangenehmer als baumelnde Beine! Ideal sind Schreibtische mit kippbarer Platte: Die Schrägstellung der Tischplatte erlaubt eine aufrechte Sitzhaltung bei allen Aktivitäten. So wird für das Schreiben beispielsweise eine Neigung von 15° empfohlen, für das Lesen 30° Neigung und für die Nutzung des Computers kann die Tischoberfläche „gerade“ gestellt werden. Bei manchen Kinderschreibtischen ist die Arbeitsplatte zudem geteilt: So gibt es auch bei geneigtem Tisch einen Teil, der horizontal steht und auf dem Stifte und auch das Glas Wasser einen „absturzsicheren“ Platz finden.

Bei der Beleuchtung ist Tageslicht nicht zu schlagen. Wenn immer möglich sollte der Schreibtisch daher an das Fenster gestellt werden. Eine helle Wandfarbe unterstützt die Lernatmosphäre. Ist kein Fensterplatz möglich oder reicht das Tageslicht im Winter oder abends nicht aus, sorgt eine verschiebbare Klemmlampe am Schreibtisch für gutes, helles Licht, das sich stets direkt auf den Arbeitsbereich ausrichten lässt. Dabei sollte auch auf das Leuchtmittel geachtet werden: Bläuliches Licht fördert die Konzentration, manche Energiesparlampen geben jedoch gelbliches, „funzeliges“ Licht ab, Halogenlampen sind hell, werden allerdings oft so heiß, dass Verbrennungsgefahr besteht!

Eine sinnvolle Abtrennung vom Spielbereich macht den Schreibtisch zum Lernraum

Fotolia_49913413_XSKein Kind ist durchgehend konzentriert und beim Nachdenken wandert der Blick auch schon einmal herum. Eine sinnvolle Abtrennung des Lernortes vom restlichen Kinderzimmer sorgt dafür, dass in solchen Momenten nicht allzuviel Ablenkung durch Spielzeug, Kuscheltiere und Co. aufkommt. Eine gute Lösung sind hier Zimmerpflanzen: Sie fangen den Blick auf, ohne abzulenken – im Gegenteil, das Grün und die organische, aufgelockerte Form der Blätter helfen sogar bei der Konzentration! Zudem wirken Pflanzen schallschluckend und sorgen für eine gesunde Raumatmosphäre, indem sie die Luftfeuchtigkeit positiv regulieren.

Natürlich sollte auch der Schreibtisch selbst frei gehalten werden von ablenkendem Spielzeug. Auch hier haben schräge Schreibtischplatten übrigens einen Vorteil, denn auf ihnen sammelt sich deutlich weniger Dinge an, als auf ebenen Flächen. Allerdings: Das benötigte Arbeitsmaterial für Hausaufgaben und Referate sollte möglichst vollständig bereitliegen oder in direkter Griffweite verstaut sein. Denn ein Kind, das mitten in der Arbeit aufstehen muss, um nach einem fehlenden Stift oder sonstigen Materialien zu suchen, findet oft schwer wieder in seinen Arbeitsfluss hinein.

Hausaufgaben: Eigenverantwortung rein, falsche Erwartungen raus

Sofie Hausaufgaben und Schule
Der optimale Lernort, an dem sich das Schulkind wohl fühlt, ist die Grundlage für ein ergonomisches und konzentriertes Arbeiten. Er ist darüber hinaus zudem ein Rückzugsbereich, damit das Kind selbstständig lernen kann.

Viele Eltern denken, sie seien für die „erwartungsgemäße Erledigung“ der Hausaufgaben verantwortlich. Und sie signalisieren dies unbewusst dem Kind, indem sie häufig nachfragen oder erinnern, durch das Danebensitzen und „Mitmachen“ oder auch durch akribisches Nachkontrollieren der Hausaufgaben. Damit aber machen sie die Schularbeiten zur „Sache der Erwachenen“ und verhindern damit, dass das Kind selbst die Verantwortung übernimmt. Die dann fehlende Eigeninitiative des Kindes wiederum bestärkt die Eltern im Gefühl, dass sie sich kümmern müssen – ein Teufelskreis entsteht.

Angetrieben wird dieser oft auch dadurch, dass viele Eltern die Erwartungen, die die Lehrer an die Arbeitsleistung der Kinder haben, überschätzen. So entsteht durch die Eltern unbewusst manchmal einen höheren Druck auf die Kinder als durch die Schule selbst.

Als Faustregel gilt: Erstklässler sollten maximal und Zweitklässler rund 30 Minuten lang arbeiten. Bei Dritt- und Viertklässlern dürfen die Hausaufgaben eine Stunde dauern, in der fünften und sechsten Klasse eineinhalb und ab der Klasse 7 dann zwei Stunden. Dabei kann es gerade bei Grundschulkindern vorkommen, dass trotz vernünftigen Arbeitens schon mal die Zeit um ist, bevor alle Aufgaben gelöst sind. Für viele Lehrer ist dies jedoch kein Problem sondern völlig in Ordnung, denn sie nutzen dies, um am Anteil der nicht geschafften Aufgaben den Lernstand der Kinder zu messen. Eine gezielte Rücksprache mit den Lehrern hilft hier, falsche Erwartungen gerade zu rücken und eine Vorgehensweise zu finden, die das Kind nicht frustriert und das Selbstvertrauen untergräbt, sondern den Spaß am Lernen bewahren hilft!

Denn in einem sind sich alle Experten einig: Lernen ohne Spaß geht nicht! Der sinnvoll eingerichtete, ergonomische Lernplatz schafft die Basis für ein entspanntes Lernen. Und dies wiederum sorgt für entspanntere Familiennachmittage.

Alles für einen idealen Lernplatz

Hausaufgaben Material

https://www.physio-deutschland.de/patienten-interessierte/service/news/einzelansicht/artikel/Haltungsschaeden-im-Kindesalter.html

Bilder Buntstifte: © Markus Mainka – Fotolia.com

1http://nachhilfe.schuelerhilfe.de/wismar/files/2013/04/stressfreiehausaufgaben.pdf