Zwillinge – Eine Zeitschrift von Eltern für Eltern

Ein Interview mit Frau von Gratkowski, Redakteurin der Zeitschrift ZWILLINGE

Die Zeitschrift ZWILLINGE wirft einen sehr persönlichen Blick auf die Herausforderungen im Alltag von Zwillingseltern. Sie berichtet aus dem praktischen Leben der Familien und lässt vor allem die Eltern zu Wort kommen. Seit mehr als 25 Jahren funktioniert das Magazin wie eine soziale Plattform außerhalb der digitalen Welt und behält dabei die für Zwillingseltern brennenden Fragen stets im Blick. Wir sprachen mit Frau von Gratkowski, verantwortliche Redakteurin und selbst Zwillingsmutter, über die Themenwelten von Zwillingsfamilien.

Herausforderungen im Zwillings-Alltag sind einfach anders

zwillingsmaedchenEine Zeitschrift speziell für Zwillingseltern?

Frau von Gratkowski erklärt, warum das sinnvoll ist. Schon in der Schwangerschaft wird der Unterschied zur „Einlingsmutter“ offensichtlich: Der Arzt überwacht die Gesundheit von Mutter und Kindern engmaschiger, die Schwangerschaft verläuft zumeist beschwerlicher. Noch immer häufen sich Frühgeburten bei Zwillingsschwangerschaften.

[quote] Dann die Versorgung von Zwillingen – füttern, wickeln, sauber halten – alles doppelt, oft schreien beide gleichzeitig. Das bringt viele Zwillingseltern (vor allem die Mütter) an den Rand ihrer Nerven. Oft ist vor allem auch der Nachtschlaf ein Riesenproblem. Ein Zwilling macht den anderen wach ….[/quote]

Zu den eher technischen Alltagsproblemen, wie zum Beispiel dem Transport im sperrigen Zwillingswagen, gesellen sich die Erziehungsbesonderheiten: Frau von Gratkowski weist darauf hin, dass manche Zwillinge ein erhöhtes Streitpotential besitzen, andere wiederum sind stark aufeinander fixiert und grenzen sich nach außen ab. Auch die Identitätsentwicklung von Zwillingen verläuft anders als bei Einlingen. All diese Besonderheiten bringen spezielle Herausforderungen für Zwillingseltern mit sich, die Einlingseltern oft gar nicht kennen.

Die Eltern sind die wahren Experten

Zwillingsmutter von Gratkowski legt besonderen Wert auf die Feststellung, dass die Eltern die wahren Experten in allen Fragen rund um das Leben mit Zwillingen sind. [quote]Unsere Zeitschrift ZWILLINGE war eine der ersten Zeitschriften, die vor allem die Geschichten der Betroffenen veröffentlichte. Andere Zeitschriften lassen Redakteure schreiben, für mich waren und sind die Eltern die wahren Experten.[/quote]

Aus diesem Grund bestimmt auch das Interesse der Eltern die Themenwahl. Berichtet wird immer ganz nah am praktischen Alltagsleben. Neben den immer wiederkehrenden Themen, die sich seit 25 Jahren aus unterschiedlichen Perspektiven wie ein roter Faden durch die einzelnen Ausgaben ziehen, kommen auch „heiße Eisen“ zur Sprache.

Doppeltes Elterngeld? Eltern von Zwillingen fühlen sich benachteiligt

Aktuell benennt Frau von Gratkowksi vor allem ein Thema, das Zwillingseltern sehr berührt: [quote]Immer wieder das Elterngeld und der Ärger vieler darüber, dass viele Zwillingseltern die Chance verpasst haben, rückwirkend doppeltes Geld zu bekommen. Weil sie es nicht wussten, haben viele die Frist für die Antragstellung verpasst. Die Behörden haben doch die Daten. Warum wurden die Zwillingseltern nicht einfach angeschrieben?[/quote]

Schon immer waren staatliche Fördergelder wie Erziehungsgeld und Elterngeld für Zwillingsfamilien problematisch. Eltern, die zwei Kinder nacheinander bekommen, erhalten in der Summe stets mehr Geld als Zwillingseltern.

Arbeit und Familie vereinen: ein Dauerthema

Marion von Gratkowski vertritt die Meinung, dass Kinder in ihren ersten Lebensjahren im besten Fall zu Hause von der eigenen Mutter betreut werden sollten, das trifft natürlich auch auf Zwillinge zu. Die häusliche Geborgenheit tut den Kindern einfach gut. Doch sie sieht auch, dass diese Idealvorstellung inzwischen nur schwer umzusetzen ist, denn viele Familien können heute nicht mehr auf den Verdienst der Mutter verzichten – und die Frauen möchten gern die Früchte ihrer oft teuren und langen Ausbildung ernten.

Die Redakteurin sieht es als schwieriger denn je an, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen. Lösungen aus Politik und Wirtschaft sind gefragt, mehr Möglichkeiten zu schaffen, dass Mütter arbeiten gehen können, ohne dass die Kinder darunter leiden. Teilzeitarbeit, Homeoffice, betriebliche Kindergärten, problemloser Einstieg nach Berufspause: Die Liste der Möglichkeiten, die Frau von Gratkowski vorschlägt, ist lang. Ob das Elterngeld, das ja einen Ausgleich schaffen soll, überhaupt eine Auswirkung auf die Betreuung von Kindern hat, zweifelt die Redakteurin allerdings an.

Themen der kommenden Ausgaben

zwillinge_cover-001Die Zeitschrift ZWILLINGE wird sich auch in Zukunft mit einer Mischung wichtiger Themen für Eltern von Zwillingen unterschiedlicher Altersgruppen beschäftigen: Schwangerschaft, Geburt Stillen, Alltagsbewältigung und Erziehung stehen stets im Fokus. Marion von Gratkowski, Muter sehr unähnlicher zweieiiger Zwillinge, berichtet uns auch, dass die Zeitschrift sich aktuell verstärkt mit der Persönlichkeitsentwicklung von Zwillingen befasst. Die Eltern erhalten immer wieder auch fundierte Ratschläge, wie sie die Persönlichkeit ihrer Kinder fördern können.

Saisonale Themen wie Fahrradfahren im Sommer und Schlittenideen im Winter kommen ebenso zur Sprache. Wie ein roter Faden durch die vergangenen 25 Jahre zieht sich nach Ansicht der Redakteurin vor allem die Erkenntnis, dass Zwillinge in vieler Hinsicht etwas Besonderes sind: besonders anstrengend und zugleich eine besondere Belohnung für alle elterlichen Mühen.

Mehr Zwillinge – mehr Bedarf für Erfahrungsaustausch?

Auf unsere Feststellung, der Anteil an Zwillingsgeburten sei in den letzten Jahren stark gestiegen, erinnert Frau von Gratkowski an die insgesamt gesunkene Geburtenrate. Es gibt es zwar mehr Zwillinge, aber die Zahl steigt nicht so rasant an, wie immer erzählt wird. Die Probleme und auch die Freuden der Zwillingseltern sind indes gleich geblieben, doch mit Verbreitung des Internets richtet sich das Informationsverhalten der Eltern neu aus: [quote]Die Geschichten haben sich nicht verändert, auch die Probleme nicht. Was sich verändert hat, ist das Interesse der Eltern an gedruckter Information. Viele nutzen die schnelle Information im Internet und haben leider immer weniger Interesse, die eigene Geschichte und eigene Tipps an eine Zeitschrift weiterzugeben.[/quote]

Wir denken, dass der lebendige Erfahrungsaustausch für Zwillingseltern nach wie vor eine große Bedeutung besitzt. Die von der erfahrenen Redakteurin betreute Zeitschrift zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie eine genauere Fokussierung und damit auch mehr Substanz bietet, als die allgemein bekannten Internetforen. Ein solches Medium außerhalb der digitalen Welt bereichert die Palette der Austauschmöglichkeiten für Zwillingseltern – und kann auch in Zukunft eine wichtige Hilfe sein, den oft schwierigen Alltag zu bewältigen.

Vielen Dank Frau von Gratkowski für das Gespräch. Mehr Informationen zur Zeitschrift findet man im Internet unter www.twins.de