39. Schwangerschaftswoche (SSW)

Wachsende Ungeduld in der 39. SSW und ein deutlicher Nestbautrieb setzt ein.

Die vier Phasen der Geburt und die Entwicklung Ihres Babys in dieser Woche.

Carla in der 39. SSWCarlas Tagebuch, 39. SSW : „Ich setze mich nur noch auf zentimeterdicke Kissen – oder auf das Sofa. Harte Untergründe sind absolut unangenehm. Das liegt wohl daran, dass der Kopf unserer Süßen kräftig auf den Beckenboden drückt. Da will man am liebsten rufen: Komm doch endlich raus!
Bei der geburtsvorbereitenden Akkupunktur saß letzte Woche noch eine nette Runde aus meinem alten Geburtsvorbereitungskurs, gestern fehlten schon zwei davon. Wahrscheinlich bleibe ich irgendwann alleine übrig!
Zuhause vertreibe ich mir die Wartezeit damit, ein paar schöne Bilder für das Kinderzimmer zu malen und alles irgendwie aufzuräumen. Betonung liegt dabei auf „irgendwie“, weil ich das Gefühl habe, in einem Medizinball festzustecken. Die Beweglichkeit ist gleich null! Thomas hat irgendwo gelesen, dass man mit Sex die Geburt ankurbeln kann und er meinte augenzwinkernd: „Vielleicht sollten wir es mal versuchen …“. Ich kann es kaum glauben, dass er mich überhaupt noch attraktiv findet in diesem Zustand. Und wie um alles in der Welt stellt er sich das überhaupt praktisch vor?“

Je näher der ET rückt, desto mehr greift bei vielen Schwangeren die Ungeduld um sich: Egal, ob Liegen, Sitzen, oder Stehen, alles ist irgendwie unangenehm. Beim Laufen geht der werdenden Mutter in der 39. SSW recht schnell die Puste aus, sogar das Singen strengt an. Und dann sind da noch die anderen Schwangeren aus dem Geburtsvorbereitungskurs, die nach und nach ihre Babys bekommen …

39 SSW: Nestbautrieb am Ende der Schwangerschaft

Ablenkung tut jetzt wirklich not! Und weil die meisten Hochschwangeren den größten Teil des Tages ohnehin zu Hause verbringen, versuchen sie häufig, das Heim auf Hochglanz zu bringen. Dabei sollten sie keinesfalls mehr auf Leitern steigen oder sich in anderer Weise der Gefahr aussetzen, zu stürzen! Auch schweres Heben ist natürlich tabu. Malen und Basteln für das Kinderzimmer, Dekoartikel kaufen und diese aufstellen: Das ist schon eine passendere Beschäftigung. Bei den anstrengenderen Haushaltsarbeiten sollten Frauen in dieser Schwangerschaftsphase sich nicht scheuen, jemanden um Hilfe zu bitten. Entspannung und Krafttanken sind gefragt!

Die 4 Phasen der Geburt: Höchstleistung im perfekten Timing

Der Geburtsvorgang besitzt ein perfektes Timing, das darauf ausgerichtet ist, das Baby durch den engen Geburtskanal zu transportieren. Dabei wirken enorme physische Kräfte, die der Körper ganz von selbst nach Bedarf dosiert.

Erste Phase: die Eröffnungsphase

In der Eröffnungsphase treten die ersten regelmäßigen Wehen auf, die zunächst einen Abstand von etwa fünf bis sieben Minuten besitzen. Diese Kontraktionen sind nur wenig schmerzhaft, sie bereiten gezielt den Geburtsweg vor: Der längliche Gebärmutterhals zieht sich durch die kräftigen Muskelbewegungen der Gebärmutter in den Uterus hinein, er »verstreicht«. Ist er nach außen nicht mehr tastbar, beginnt der Muttermund, sich bis auf etwa 8 Zentimeter zu öffnen. Der Gebärmutterhals liegt nun wie ein dünner Rand um den Babykopf herum – die Hebamme kann mit ihren Fingern genau fühlen, wann es so weit ist. Eine aufrechte Position und stetige Bewegung, zum Beispiel leichtes Beckenkreisen auf dem Gymnastikball, sind in dieser Phase hilfreich.

Zweite Phase: die Übergangsphase

Ein vollständig geöffneter Muttermund ist etwa 10 Zentimeter weit, die letzten 2 Zentimeter liegen in der Übergangsphase. Die Wehen werden spürbar kräftiger, wahrscheinlich auch schmerzhafter. Atmen Sie weiter gut in die Wehen hinein, schwimmen Sie auf ihnen wie auf regelmäßigen Wellen, das verleiht Ihnen nicht nur Kraft, sondern dient auch der Entspannung. Jede einzelne Wehen-Welle bringt Sie näher zu Ihrem Baby! Während der Muttermund sich weiter öffnet, drehen die Kontraktionen das Kind mit einer Art Schraubbewegung zuerst in den Beckeingang, und dann bis auf den Beckenboden. Das nennt die Hebamme »Einstellen« des Kindes – die Phase kann ganz kurz sein, sich aber auch über Stunden hinziehen.

Dritte Phase: die Austreibungsphase

Nun schiebt der weibliche Körper das Baby kraftvoll heraus, die Frau verspürt einen starken Drang, zu drücken. Wenn die Hebamme ihr »Okay« gibt, dann ist es so weit: Geben Sie alles! Viele Frauen stoßen spätestens jetzt Kraftschreie aus, manchmal schimpfen und fluchen sie auch. Die begleitende Hebamme wird sie dabei nicht zurückhalten, eher im Gegenteil: Das Schreien tut der werdenden Mutter gut und potenziert ihre Kraft. Nach einigen Presswehen – die Anzahl ist von Fall zu Fall äußerst unterschiedlich – wird endlich das Köpfchen sichtbar. Dann nur noch ein- oder zweimal kräftig pressen und das Baby purzelt auf die Welt, in die schützenden Arme der Hebamme.

Vierte Phase: die Nachgeburtsphase

Das Baby ist da! Die meisten Mütter und Väter erleben nun einen Freudentaumel, sie dürfen zum ersten Mal im Leben ihr eigenes Kind im Arm halten. Doch noch ist nicht alles geschafft: Spätestens dann, wenn das Neugeborene zum ersten Mal an der mütterlichen Brust saugt, löst sich die Plazenta endgültig ab und die Gebärmutter stößt sie nach draußen. Das tut jetzt wirklich nicht mehr weh, ist aber ein äußerst wichtiger Vorgang für die Rückbildung des Uterus. Die Hebamme überprüft, ob tatsächlich alle Teile der Plazenta draußen sind, der Arzt näht eventuelle Geburtsverletzungen. Jetzt beginnt für die junge Familie die Wochenbettzeit – und ein aufregendes Leben mit Kind.

Babymaße in der 39. SSW

Etwa 50 cm lang ist der Zwerg im Bauch jetzt schon – die meisten Babys wiegen in dieser Schwangerschaftswoche deutlich über 3.000 g. In den letzten paar Wochen hat das Kind mehr an Gewicht als an Länge zugelegt, auch jetzt lagert es weiter Fett an.

Ein weiteres interessantes Maß ist der Kopfumfang des Babys, den der Arzt per Ultraschall messen kann. Die meisten Babys haben zur Geburt einen Kopfumgang zwischen 32 und 36 cm. Mädchen besitzen tendenziell einen kleineren Schädel, weil ihr Körper insgesamt meistens zierlicher ist. Natürlich gibt es auch bei dieser Regel reichlich Ausnahmen! Schwangere sollten nicht allzu ängstlich auf den Kopfumfang ihres Kindes schielen, denn auch Babys mit stolzem 38 cm-Schädel passen normalerweise noch ohne größere Probleme durch den Geburtskanal!

Lunge und Zahnfleisch in der 39. Schwangerschaftswoche

Die Lungenflügel des Ungeborenen in der 39. SSW produzieren bereits selbständig Kortison. Mit Hilfe dieses Stoffes entfalten sich die Lungenbläschen nach der Geburt und ein stabiler Atemrhythmus setzt ein. Die Lanugo-Behaarung ist bei den meisten Kindern nun vollständig verschwunden, sehr wenige Babys besitzen noch ein paar Haare an begrenzten Körperstellen.

Die sich vertiefenden Furchen im Zahnfleisch kündigen die ersten Milchzähne an, die jedoch bei den meisten Kindern erst im zweiten Lebenshalbjahr durchbrechen. Einige wenige Babys kommen bereits mit einem ersten Zähnchen auf die Welt, doch das hat echten Seltenheitswert!

Das Fruchtwasser trübt sich

Die Fruchtwassermenge hat mit 1,5 l in der 38. SSW ihren Höhepunkt erreicht und nimmt nun langsam wieder ab. Bei 40+0 ist nur noch etwa ein Liter der für das Baby lebenswichtigen Flüssigkeit vorhanden. Das Fruchtwasser zeigt sich nun längst nicht mehr so schön klar wie in den Wochen zuvor. Kein Wunder, denn es enthält nun ebenso Reste der Lanugo-Behaarung wie auch gelöste Käseschmiere und Hautzellen des Kindes. Das Baby erhält auf den letzten Metern vor der Geburt noch eine Haut-Rundumerneuerung, die oberste Hautschicht schält sich ab und wird komplett ersetzt. Wegen all dieser Inhaltsstoffe sieht das Fruchtwasser nun milchig-trüb aus.

Die 39. Schwangerschaftswoche im Überblick:

  • Das Baby ist jetzt ca. 50 cm groß und wiegt etwa 3000 g
  • Die Lagunabehaarung ist verschwunden
  • Die Lunge ist voll ausgebildet und produziert bereits Kortison
  • Die Fruchtwassermenge nimmt jetzt langsam wieder ab
  • 39 SSW: Die Geburt steht kurz bevor …

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