Schulanfang – die ersten Wochen

»Gut angekommen?« Erstklässer berichten über die ersten Wochen als Schulkind

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Schulfang: Der Beginn der Schulzeit markiert einen Wendepunkt im kindlichen Leben, viele Erwachsene sagen sogar: „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“. Das größtenteils freie Spielen im Kindergarten wird abgelöst von einem ersten, festen Lehrplan, den es zu erfüllen gilt. Auch, wenn sich der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule heute sanfter gestaltet als früher: Ernster wird das Leben mit dem Schulanfang auf jeden Fall. Was berichten uns die Kinder nach zwei Wochen Schule?

Drei Schulanfänger, drei Geschichten von den ersten Wochen im 1. Schuljahr

Lukas ist erst fünf und geht trotzdem schon in die Schule, Lena langweilte sich mit sechseinhalb Jahren im Kindergarten. Leonhard fährt jetzt Schulbus. Die drei Erstklässler, die unserer Einladung zum Interview folgten, besitzen ganz verschiedene Hintergründe und leben in unterschiedlichen Ortschaften. Eines haben sie gemeinsam: In der Schule gefällt es ihnen richtig gut! Leonhard sagt, dass er sich besonders freut, seine alten Freunde aus dem Kindergartenzeiten wiederzusehen, die vor ihm eingeschult wurden. Auch Lukas ist begeistert, seine Fußballfreunde jetzt endlich öfter zu sehen, denn er wohnt mit seinen Eltern ein gutes Stück außerhalb der Ortschaft.

Mehr Selbständigkeit? Herausforderungen auf dem Schulweg

Bislang brachten die Eltern alle drei Kinder jeden Morgen in den Kindergarten und holten ihre Sprösslinge natürlich auch wieder ab. Für Lukas hat sich diesbezüglich nichts geändert, denn in seinem Ort gibt es keinen Bus und zum Laufen ist der Weg für einen Fünfjährigen noch viel zu weit.

Leonhard hingegen ist stolz: „Schulbus fahren ist toll!“ Er begegnet der Herausforderung ganz selbstbewusst. Lena macht sich morgens mit dem achtjährigen Bruder zu Fuß auf den Weg. Im letzten Kindergartenjahr war sie ziemlich eifersüchtig, dass er allein gehen durfte – und sie nicht. Aber jetzt ist sie auch endlich groß!

Lenas Schulweg ist nicht schwierig, aber die anderen Kinder können unterwegs manchmal nerven: „Auf dem Schulweg treffe ich viele Schulkinder, viele sind sogar richtig nett, wie Luca und Jakob. Eine Rollerbande kam aber mal von hinten an, wollte durch, wir mussten ganz schnell weg und sind gedüst …!“. Doch auch sie macht sich, wie Leonhard, keinen Sorgen, sondern genießt die neuen Erlebnisse.

Der Unterschied zwischen Schule und Kindergarten

Wie sehen die Kinder den Unterschied zwischen Schule und Kindergarten? Leonhard fasst dies sehr präzise in Worte: „Im Kindergarten fand ich besser, dass wir öfter und länger draußen spielen durften.“ Und auf die Frage, was in der Schule besser als im Kindergarten ist, antwortet Lukas: „Alles außer Unterricht!“ Lena weist darauf hin, dass es ja auf dem Schulhof gute Möglichkeiten gibt, sich auszutoben. Sie findet es gut, „dass man in der Schule viel lernt“. Auf das Lernen hat sie lange gewartet, überraschenderweise findet sie auch die Hausaufgaben toll und lobt, dass diese sehr einfach sind. Lukas hingegen ist nicht so begeistert von Hausaufgaben, auf unsere Nachfrage hin nannte er sie schlichtweg „blöd“. Leonhard hat bereits beschlossen, dass er Hausaufgaben nicht machen wird, auch nicht an seinem neuen schicken Kinderschreibtisch.

Was ist schön in der Schule?

hausaufgaben_spass_jungeLeonhard genießt es, wenn die Lehrerin in der Frühstückspause eine Geschichte vorliest, dann geht seine Fantasie auf Reisen. Lena mag ihre Klassenlehrerin sehr, merkt aber auch an, dass sie auf dem Schulhof zu ihrer großen Freude viele Stöcke, Blätter und Eicheln findet. Lukas gefallen die Pausen ganz besonders gut, dann kann er sich auf dem Schulhof mit Freunden austoben. Und obwohl er meint, dass im Kindergarten überhaupt nichts besser war als in der Schule, fällt schon auf, dass alle drei Kinder diejenigen schulischen Aktivitäten besonders gut finden, die ganz ähnlich auch im Kindergarten stattfanden. Der eigentliche Unterricht befindet sich jedenfalls nicht auf ihrer Favoritenliste.

Alte Freunde – neue Freunde

Freundschaftsbeziehungen gehören im Kindergarten einfach dazu, doch selten findet sich der beste Kindergartenfreund auch in derselben Schulklasse wieder. Lena vermisst ihre beste Freundin Anna, die bis zur Grundschule noch ein weiteres Kindergartenjahr vor sich hat. Lukas hingegen vermisst niemanden aus dem Kindergarten, er hat schon neue Freunde in der Parallelklasse gefunden und viele alte Bekannte wiedergetroffen, die vor ihm eingeschult wurden. Damit ist er zufrieden.

Leonhard ergeht es ähnlich, denn viele seiner alten Freunden sind bereits seit einem Jahr in der Schule, er sagt: „Ich freue mich, dass ich meine Freunde wieder den ganzen Tag sehen kann.“ Die Umstellung fällt allen drei Kindern nicht wirklich schwer, auch Lena hat trotz einigem Trennungsschmerz von Anna schon zwei neue Freundinnen in der Klasse, die sie „richtig nett“ findet.

Zufriedene Kinder zwei Wochen nach dem Schulanfang

Insgesamt geben sich unsere drei Interviewpartner zufrieden und selbstbewusst. Sie zeigen uns, dass es den meisten Kindern in diesem Alter verhältnismäßig leicht fällt, sich an neue Umstände zu gewöhnen und Freundschaftsbande zu knüpfen. Besonders glücklich sind unsere Schulkinder sowohl über die ersten Anzeichen des »Größerwerdens« als auch darüber, einige Kindergartengewohnheiten behalten zu dürfen. Ohne Eltern zur Schule zu gelangen, ob im Bus oder zu Fuß, ist ganz prima, wahrscheinlich auch gerade wegen der täglichen Herausforderung. Es liegt nun bei uns Eltern, sie mit dem Schulanfang ein Stück weit loszulassen, sie zu ermuntern und zu loben, weil sie nun wirklich »unsere Großen« sind. In den nächsten Jahren werden sie uns sicher noch viel Anlass zum Staunen geben!