1. – 4. Schwangerschaftswoche (SSW)

Von der 1. bis zur 4. Woche: Schwangersein ist relativ!

Mediziner denken manchmal einfach anders: Bezüglich der Schwangerschaft beginnen sie schon, die Wochen zu zählen, wenn nicht einmal eine Befruchtung stattgefunden hat. Das ist natürlich nur rückwirkend möglich, denn in der 1. Schwangerschaftswoche ist das neue Leben noch gar nicht entstanden und somit weder sicht- noch messbar. Der erste Tag der letzten Periode markiert tatsächlich den rechnerischen Anfang der Schwangerschaft!

1. SSW : neues Spiel neues Glück!

Clara_schwangerschaftstagebuch„Da ist sie wieder, die rote Flut! Dabei haben wir den Eisprung letzten Monat so genau abgepasst! Meine Tage sind so praktisch pünktlich, immer nach 28 Tagen.

Tag 12, 14 und 15 gehörten Thomas und mir, da konnte doch nichts schiefgehen mit der Befruchtung. Aber jetzt das! Stimmt was nicht mit einem von uns beiden?“

(Carlas Tagebuch)

Der Beginn der 1. Schwangerschaftswoche ist mit einem körperlichen Ereignis verbunden, das ganz und gar nicht zu einer Schwangerschaft passen will: Die Periode kommt. Und mit der Periode erlischt wieder mal die große Hoffnung: nicht schwanger! Kaum eine Frau, die zwei Wochen später ein Kind empfangen wird, denkt in diesem Augenblick daran, dass dies die 1. Woche der neuen Hoffnung ist. Die tatsächliche Schwangerschaft – nach Ovulationsalter gemessen – beginnt mit der Befruchtung zwischen der 2. und 3. Schwangerschaftswoche.

Der weibliche Körper wird jetzt erst einmal dafür sorgen, dass die Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle gut vorbereitet ist. Er stößt die alte Uterus-Schleimhaut ab und baut sie ganz neu auf: ein gut durchblutetes Nest für das werdende Leben.

2. SSW: Entspannt bleiben!

„Vielleicht sollten wir diesmal möglichst früh vorsorgen und schon am Tag 10 richtig schönen Sex haben? Thomas wäre sicher nicht abgeneigt … Ich zieh heute einfach mal die neue Wäsche an. Ich weiß, ich sollte mich nicht so sehr in diese Schwangerschaftsidee verrennen – aber ganz ehrlich: Es ist doch nicht schlecht, wenn wir beide einfach mal öfter Spaß miteinander haben!“

Paare mit Kinderwunsch nutzen diese Woche zur „Babyproduktion“. Die Zeit um den Eisprung herum bietet optimale Chancen auf eine Befruchtung. Wichtig dabei ist vor allem, den Geschlechtsverkehr zu genießen und nicht immer nur auf das mögliche Ergebnis zu schauen. Psychischer Druck kann bei der Empfängnis hinderlich sein, wohingegen ein entspanntes Miteinander die Chancen verbessert.

Am Ende der 2. Woche, ungefähr in der Mitte zwischen zwei Perioden, findet der Eisprung statt. Die beste Zeit für den Geschlechtsverkehr liegt in der Zeit von 72 Stunden vor dem Eisprung bis 24 Stunden nach dem Eisprung. Dieser Zeitrahmen orientiert sich an der Lebensdauer von Spermien und Eizellen, die allerdings durchaus auch mal höher oder niedriger sein kann. Der gesunde weibliche Körper ist nun jedenfalls bestens vorbereitet für die Empfängnis!

3. SSW: Jetzt wird es spannend!

„Heute haben wir es noch einmal probiert, obwohl der Eisprung eigentlich schon drei Tage her sein müsste. Ach, ich wollte ja nicht immer nur ans Babymachen denken! Aber es war schön und ich habe insgesamt ein richtig gutes Gefühl.“

Es hat geklappt – und noch weiß niemand davon! Ganz im Verborgenen bildet sich ein winziger, neuer Mensch heran. Die Befruchtung findet im Eileiter statt – und auf dem Weg zur Gebärmutter hat sich die mit dem schnellsten Spermium verschmolzene Eizelle bereits zigmal geteilt. Mehr als hundert Zellen nisten sich nach 6 bis 10 Tagen in der gut durchbluteten Schleimhaut ein. Die Hormone Östrogen und Progesteron steuern den zügigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.

Manchmal spürt die Frau die Einnistung der Eizelle durch ein kurzes Ziehen im Bauch, in einigen Fällen berichten Schwangere von einer leichten Blutung, der sogenannten „Einnistungsblutung“. Die meisten werdenden Mütter sind allerdings zu diesem Zeitpunkt noch völlig ahnungslos. Doch die Einnistung hat eine weitere, für den späteren Schwangerschaftstest wichtige Folge: Ist die Eizelle in der Gebärmutter verankert, beginnt die Produktion des Hormons HCG, das später den magischen zweiten Streifen auf den Test zaubert, wenn es in ausreichender Menge vorhanden ist.

4. Woche: von der Hoffnung zur Gewissheit

„Meine Brüste spannen heute ziemlich und morgens im Bett habe ich mal wieder die Temperatur gemessen: Die liegt 0,2 Grad höher als üblich. Das könnte etwas zu bedeuten haben. Am liebsten würde ich jetzt schon einen Test machen. Warum bleibt Thomas eigentlich bei der ganzen Sache so nervenaufreibend ruhig?“

Knapp mehr als die Hälfte aller Paare, die ein Baby planen, schaffen es in den ersten 6 Monaten bis zur tatsächlichen Empfängnis. Am Anfang der 4. Woche kann ein Bluttest bereits die Schwangerschaft bestätigen, doch dieser wird selten durchgeführt. Der erste Tag der ausbleibenden Periode bietet sich für einen Urin-Test an, doch es ist durchaus möglich, dass er so früh noch nicht anschlägt. Wer sich ein paar weitere Tage gedulden kann, hat häufig mehr Glück mit dem positiven Ergebnis.

Das befruchtete Ei wächst nun fleißig in der Gebärmutter. Ein Teil der Zellen wird sich zur Plazenta entwickeln, dem nahrhaften Mutterkuchen. Doch zunächst bildet sich ein kleiner Dottersack aus, der die Ernährung des winzigen „Blastozyten“ sichert. Nach erfolgter Einnistung spricht der Mediziner erstmals von einem „Embryo“, der sich idealerweise an der Rückwand der Gebärmutter befindet. Das winzige Wesen ist nur so groß wie ein Mohnsamen, legt aber täglich an neuen Zellen zu. Erstes Fruchtwasser sammelt sich um ihn. Ab etwa der 4. Woche teilen sich Mutter und Kind alles, was ihre Körper zum Leben benötigen: Eine tiefe Verbindung ist entstanden, die erst beim Durchtrennen der Nabelschnur ihren Abschluss findet. Doch bis dahin verstreicht noch viel Zeit.